Morbus Cushing bei Hunden
Geschrieben von Melanie |
Morbus Cushing ist eine Erkrankung, die häufig bei älteren Hunden auftritt, insbesondere bei kleinen Rassen. Die Krankheit ist auch bekannt als Cushing-Syndrom oder das Syndrom von Cushing. Obwohl Morbus Cushing eine ernsthafte Erkrankung ist, können die Symptome im frühen Stadium sehr subtil sein. Viele Hundebesitzer erkennen die Symptome bei ihrem Hund nicht als Krankheit, sondern schreiben die Veränderungen dem Älterwerden zu. Es ist jedoch wichtig, dass die Krankheit in einem frühen Stadium diagnostiziert und behandelt wird. Mit der korrekten Behandlung können betroffene Hunde oft noch ein normales, gutes Leben führen. Um Morbus Cushing bei Ihrem Hund erkennen zu können, müssen Sie natürlich zunächst mehr über diese Erkrankung wissen.

Was ist die Cushing-Krankheit?
Diese Krankheit wird durch eine langanhaltend erhöhte Exposition gegenüber dem Stresshormon Cortisol verursacht.
Cortisol wird in den Nebennieren gebildet, kleinen Organen in der Nähe der Nieren. Die Cushing-Krankheit ist somit eine Erkrankung der Nebennieren. Cortisol hat sehr viele Wirkungen im Körper eines Hundes. Die wichtigsten Funktionen von Cortisol sind:
- Aufrechterhaltung eines guten Blutdrucks
- Verlangsamung der Entzündungsreaktion des Immunsystems
- Stimulierung der Insulinfreisetzung, sodass Blutzucker (Glukose) von den Körperzellen aufgenommen und als Energie genutzt werden kann
- Regulierung des Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels im Körper des Hundes
Cortisol ist also sehr wichtig für die Gesundheit Ihres Hundes. Dafür ist allerdings ein sehr gutes Gleichgewicht bei der Freisetzung dieses Stresshormons durch die Nebennieren erforderlich. Diese Freisetzung wird durch Hormone (das adrenocorticotrope Hormon, kurz ACTH) gesteuert, die in einer Drüse im Gehirn, der Hypophyse, gebildet werden. Die in der Hypophyse produzierten und ins Blut abgegebenen Hormone (ACTH) sorgen dafür, dass die Nebennieren Cortisol herstellen.
Bei gesunden Hunden wird Cortisol eigentlich nur in Stresssituationen gebildet – daher auch die Bezeichnung Stresshormon. Bei der Cushing-Krankheit ist der Cortisolspiegel im Blut jedoch dauerhaft erhöht.
Wodurch entsteht die Cushing-Krankheit?
Die Cushing-Krankheit entsteht fast immer durch einen Tumor. Dieser Tumor sitzt meist in der Hypophyse Ihres Hundes, also in der Drüse im Gehirn. In diesem Fall handelt es sich oft um einen kleinen, gutartigen Tumor. Manchmal wird die Krankheit durch einen – häufig bösartigen – Tumor in einer der Nebennieren verursacht.
Daraus ergeben sich zwei Formen der Cushing-Krankheit beim Hund:
- Die hypophysenabhängige Form der Cushing-Krankheit (in 85 % der Fälle), bei der ein Tumor in der Hypophyse zu viel ACTH produziert und dadurch beide Nebennieren zur vermehrten Cortisolproduktion stimuliert. Dabei sind die beiden Nebennieren häufig vergrößert.
- Die nebennierenabhängige Form der Cushing-Krankheit (in 15 % der Fälle), bei der ein Tumor in einer der Nebennieren die erhöhte Cortisolproduktion verursacht. In diesem Fall ist meist nur eine Nebenniere vergrößert.
Eine dritte Form kann entstehen, wenn ein Hund über längere Zeit Medikamente wie Prednison erhält. Dieses Medikament wird zum Beispiel regelmäßig bei Hunden mit Allergien eingesetzt.
Woran können Sie das Cushing-Syndrom bei Ihrem Hund erkennen?
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und sind im frühen Stadium oft mild. Anhand der äußeren Erscheinung lässt sich nicht feststellen, welche Form der Cushing-Krankheit vorliegt. Häufig fällt die Erkrankung erst bei einer jährlichen oder halbjährlichen Untersuchung beim Tierarzt auf. Da die Veränderungen sehr allmählich auftreten, werden sie von Hundebesitzern oft nicht bemerkt oder lediglich dem Alterungsprozess zugeschrieben.
Häufige Symptome beim Cushing-Syndrom sind:
- vermehrtes Trinken und dadurch mehr Urinabsatz
- gesteigerter Appetit
- Veränderungen an Haut und Fell: oft kahle Stellen an den Flanken ohne Juckreiz sowie dünnere Haut
- Ausbleiben der Läufigkeit bei nicht kastrierten Hündinnen
- verminderte Kondition durch weniger Muskelkraft und vermehrte Fetteinlagerungen in der Leber, wodurch der Bauch rund erscheinen kann
- verminderte Abwehrkräfte und schlechtere Wundheilung
- manchmal kann ein Hypophysentumor Druck auf das Gehirn ausüben und weitere Beschwerden wie Depression, Blindheit oder epileptische Anfälle verursachen
Die meisten Symptome werden durch die langanhaltend erhöhte Cortisolkonzentration (Steroidhormon) im Blut verursacht.
Wie stellt der Tierarzt die Diagnose?
Die Diagnose kann schwierig sein. Oft liefert eine erste Blutuntersuchung einen Hinweis. Zur Bestätigung sind dann spezifische Tests erforderlich.Häufig wird ein 3-Tage-Urin-Test durchgeführt. Dafür sammelt der Hundebesitzer an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils zur gleichen Zeit den Morgenurin. Der Test läuft wie folgt ab:
- Tag 1: Morgenurin in ein markiertes Röhrchen auffangen und im Kühlschrank aufbewahren.
- Tag 2: Morgenurin in Röhrchen 2 auffangen und kühlen. Um 8.00 Uhr, 16.00 Uhr und 24.00 Uhr erhält der Hund Dexamethason-Tabletten.
- Tag 3: Morgenurin in Röhrchen 3 auffangen und bis zum Versand im Kühlschrank lagern.
Bei gesunden Hunden sollte die Cortisolproduktion nach Gabe von Dexamethason abnehmen. Bei einem Hund mit Cushing-Krankheit geschieht dies nicht.
Manchmal lässt sich mit dem Urintest nicht unterscheiden, ob die Ursache ein Hypophysentumor oder ein Nebennierentumor ist. Dann kann ein zusätzlicher Bluttest durchgeführt werden. Ein Hypophysentumor kann oft noch durch die Gabe einer sehr hohen Dosis Dexamethason unterdrückt werden – die Cortisolwerte sinken dann ab. Ein Nebennierentumor reagiert nicht auf Dexamethason und zeigt daher immer erhöhte Cortisolwerte im Blut.
Wie kann die Cushing-Krankheit behandelt werden?
Wenn die Diagnose bekannt ist, stellt sich natürlich die Frage, wie der Hund behandelt werden kann. Die Behandlung hängt von der genauen Form der Krankheit ab, die vorliegt. Ein bösartiger Nebennierentumor kann eigentlich nur operiert werden (durch einen erfahrenen Chirurgen). Wenn sich der Tumor als metastasiert herausstellt (meist in die Lunge), kann zusätzlich mit dem Medikament Lysodren® behandelt werden. Dieses zerstört die Nebennierenrinde (den Bereich in den Nebennieren, in dem Cortisol gebildet wird) und oft auch die Tumorzellen.
Bei einem kleinen gutartigen Tumor in der Hypophyse besteht die Behandlung oft aus dem Medikament Vetoryl®. Dieses hemmt die Bildung von Cortisol und ist eine lebenslange Therapie. Dabei ist es wichtig, dass der Hund regelmäßig vom Tierarzt kontrolliert wird, da es nötig sein kann, die Dosierung im Laufe der Zeit anzupassen. Diese Behandlung tötet also nicht die Tumorzellen ab, sondern hilft vor allem, die Symptome der Krankheit zu verringern.
Bei einem großen Hypophysentumor kann es notwendig sein, den Tumor operativ zu entfernen. Dies ist ein spezialisierter Eingriff.
Für die Behandlung der Cushing-Krankheit mit Medikamenten oder Chirurgie ist viel Erfahrung erforderlich. Die Behandlung ist bei jedem Hund anders. Außerdem können die Kosten einer Behandlung sehr hoch sein.
Was ist die Lebenserwartung bei Hunden mit Cushing?
Wenn die richtige Behandlung eingeleitet wird und regelmäßige Kontrollen erfolgen, kann die Krankheit gut stabilisiert werden und Hunde können mit Medikamenten ein weitgehend normales Leben führen. Besonders bei einem kleinen Hypophysentumor ist die Prognose recht günstig.
Die Lebenserwartung bei einem großen Hypophysentumor oder einem bösartigen Nebennierentumor hängt stark vom Erfolg einer Operation und dem Vorliegen von Metastasen ab. Keine Behandlung einzuleiten ist keine Option, da die Komplikationen der Krankheit erheblich sind. Hunde können z. B. Diabetes entwickeln oder schmerzhafte Verkalkungen in der Haut bekommen. Auch Infektionen treten leichter auf und können bleibende Schäden verursachen.
Es gibt keine Nahrungsergänzungsmittel oder homöopathischen Mittel, die die Krankheit heilen können – allenfalls können Symptome unterstützt oder gelindert werden. Wird bei Ihrem Hund das Cushing-Syndrom diagnostiziert, sollten Sie sich daher gut von Ihrem Tierarzt über die Behandlungsmöglichkeiten beraten lassen oder sich an einen Fachtierarzt für diese Erkrankung überweisen lassen. Zur allgemeinen Unterstützung der Gesundheit können eventuell Probiotika hilfreich sein.
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